Cheikh Anta Diop

 

 

„Die Verneinung der Geschichte und der intellektuellen Errungenschaften der schwarzen afrikanischen Menschen ist der kulturelle und geistige Todschlag, der dem Völkermord in dieser Welt vorausging und ihn möglich machte.“

Cheikh Anta Diop

* 29.12.1923 in Théytou (Senegal)

† 1986 in Dakar (Senegal)

 
 

Cheick Anta Diop war senegalesischer Wissenschaftler, Ägyptologe, Anthropologe und Politiker.

Anfang der fünfziger Jahre war Cheikh Anta Diop Doktorand in Frankreich und beschäftigte sich hauptsächlich mit der Erschließung des afrikanischen Kontinents v.a. mit Ägyptologie. In seiner Dissertation veröffentlichte er seine zentrale These, dass die alten Ägypter “authentische” Afrikaner waren, und zwar vom einfachen Untertanen des Pharaos bis zum Pharao selbst und ferner, dass die von ihnen geschaffene Hochkultur eine authentische afrikanische Zivilisation darstellte. Diops Argument war einfach und direkt: Es war möglich, die Hautfarbe eines antiken Leichnams durch mikroskopische Analyse des Melaningehalts im Körper zu bestimmen. Seine Kritiker hielten ihm entgegen, dass dies nicht völlig sicher sei und dass mögliche Verunreinigungen der Einbalsamierungssalben und der Verfall des Leichnams im Laufe der Jahrhunderte das Ergebnis zweifelhaft machten, aber diese Einwände wurden von Diop entkräftet. Seine Schlussfolgerungen wurden in der damals kolonialen Epoche (1951) abgewiesen.

Vor allem die Beziehungen Ägyptens und Griechenlands stehen im Zentrum seiner Beschäftigung. Demnach waren viele Wissenschaftler Griechenlands, wie beispielsweise Pythagoras, in Ägypten, um Mathematik zu lernen. Pythagoras soll sich 22 Jahre lang in Afrika aufgehalten haben. Die Debatte zwischen Cheikh Anta Diop und seinen ehemaligen Kontrahenten verlängert sich indessen mit der Black-Athena-Debatte des Briten Martin Bernals, der den Einfluss Ägyptens auf Griechenland feststellen will. Die Zivilisationsdebatte führte seiner Meinung nach, in Bezug auf den afrikanischen Kontinent, viele Wissenschaftler dazu, Afrika als Tabula rasa anzusehen oder die rassistische Hamitentheorie aufzustellen. So hätten die Afrikaner nicht nur stabile Zivilisationen (Königreich Benin, Kusch, Mali, Songhay, Ghana, Swahili, Great Zimbabwe, Axum, Kanem-Bornu und vor allem Ägypten) hervorgebracht, sondern beherrschten sehr früh die Technik der Metallgewinnung und Metallverarbeitung und hätten eine fortschrittliche Urbanisierung und Verwaltung entwickelt. Städte wie Benin oder Oyo schickten sogar Studenten und Botschafter nach Portugal.

Die Situation hätte sich dramatisch mit der Entdeckung Amerikas und dem Sklavenhandel geändert. Zuerst versklavte man der Forschung nach die Indianer, dann die Europäer selbst, danach die Afrikaner, deren Zivilisationen mit der gegenseitigen Auseinandersetzung um Sklaven und andere Ressourcen nach und nach zerstört wurden.

Cheik Anta Diop ist der Begründer der afrozentrischen Ägyptologie. Für ihn haben sich Afrika und Europa nicht zum ersten Mal während der neuzeitlichen europäischen Zeit im 18. Jahrhundert getroffen. Einen Höhepunkt gab es 1974: Diop und sein Kollege Obenga waren auf dem von der UNESCO organisierten Symposium "Menschen im alten Ägypten" in Kairo, um ihre Erkenntnisse einer großen Zahl von professionellen Ägyptologen und Anthropologen vorzustellten. Sie wurden ignoriert, die anwesenden Ägyptologen hatten sich nicht einmal die Mühe gemacht, sich auf eine ausgewogene Debatte vorzubereiten. Ihre voreingenommene Überzeugung war so gefestigt, dass sie nur höflich zuhörten und dann das eigentliche Thema ignorierten. Die UNESCO-Organisatoren waren jedoch offensichtlich von Diop beeindruckt und beauftragten ihn, den Eintrag über die Ursprünge der Pharaonen in ihrer 1981 veröffentlichten allgemeinen Geschichte Afrikas zu schreiben. 

Nach ihm ist die Anwesenheit afrikanischer Gelehrter in Europa und in der Geschichte der Kirche schon vorher belegt; man vergleiche beispielsweise Anton Wilhelm Amo.


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